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Weitertragen

Weitertragen
ins Ungewisse
die verletzliche Fracht

Weitertragen
wider Vernunft
und besseres Wissen

Weitertragen
durch Hoffnungslosigkeit
und Angst

Weitertragen
ausgesetzt
und doch geborgen 

Weitertragen
und Schritte im Weglosen
wagen

Weitertragen
damit Tod
nicht
das letzte
Wort hat
Weiter ge tragen
von
der Liebe

(C.R.)

 

 

 

Weitertragen - Wort an Betroffene | Weg - Zeit - Umfeld

Liebe Eltern,

wenn Sie diese Zeilen lesen, haben Sie womöglich eben erst erfahren, dass ihr ungeborenes Kind vielleicht krank oder sogar nicht lebensfähig ist. Von einem Moment zum anderen stehen durch den auffälligen pränatalen Befund Angst, Sorge und eine Vielzahl von Fragen im Raum. Allen voran die Frage: „Was nun? Wie soll es, wie kann es weitergehen?

Eine allgemeingültige Antwort im Sinne von falsch oder richtig gibt es nicht. Was es aber gibt, ist Ihr individueller Weg, mit dieser emotionalen Ausnahmesituation umzugehen. Im Schock, den solch ein Befund zwangsläufig auslöst, ist es nicht einfach, diesen Weg zu sehen. Vielmehr entsteht er Stück für Stück im Gehen.

Wir möchten Sie ermutigen, keine überstürzten Entscheidungen zu treffen. Lassen Sie sich zu nichts drängen. Kommen Sie – auch wenn es schmerzhaft ist – zuerst in Ihrer neuen Situation an, um wieder spüren zu können, was für Sie als Paar und Familie gut, richtig und langfristig (er-)tragbar ist. In den allermeisten Fällen ist ein sofortiges Handeln gar nicht notwendig. Ihrem Baby geht es im Bauch der Mutter gut. Es wird versorgt, ist geborgen und spürt Ihre Liebe. Es ist noch immer dasselbe Kind.

Informieren Sie sich in Ruhe über die Möglichkeiten, die Ihnen offen stehen:

  • Welche weiteren Untersuchungen sind ratsam oder notwendig? Ist eine Zweitmeinung sinnvoll?
  • Wer kann Sie auf Ihrem Weg begleiten und unterstützen? (Ärzte, Hebammen, Seelsorger, professionellen Beratungsstellen, etc.)

Der Gedanke, dass das ungeborene Kind möglicherweise schon im Schwangerschaftsverlauf, während oder kurz nach der Geburt verstirbt, ist unerträglich. Und auch die Vorstellung, zukünftig mit einem chronisch kranken, körperlich und/oder geistig behinderten Kind zu leben, macht Angst und wirft unzählige Fragen auf. „Wozu an einem Leben festhalten, das sowieso endet, bevor es richtig begonnen hat?“ „Sind wir in der Lage, den Alltag mit einem besonderen Kind zu meistern?“

Aus unserer Erfahrung wissen wir, wie kostbar auch die wenigen Wochen zwischen Diagnose und Abschied sind. Sie können trotz aller Traurigkeit und Schwere mit Liebe und wertvollen Momenten gefüllt werden. Ein stimmiges Kennenlernen und Abschiednehmen kann zu einem kostbaren Schatz werden, der auch nach Jahren tröstet, Kraft gibt und mit großer Liebe und Dankbarkeit an das verstorbene Kind denken lässt.
Ebenso erleben und erfahren wir immer wieder aufs Neue, als wie schön, bereichernd und wertvoll Eltern ihr Leben mit ihrem besonderen Kind inmitten der Familie erleben. Trotz aller Sorgen und Herausforderungen, trotz aller Schwierigkeiten und Hürden, die der Alltag mit diesem Kind zwangsläufig mit sich bringt.

Über die vielfältigen Beweggründe, die Schwangerschaft in einer solchen Situation „weiterzutragen“, haben wir HIER ganz ausführlich geschrieben.
Im Eltern- und Betroffenen-Forum finden Sie auch eine Vielzahl von Elternstimmen, die über ihren Weg des „Weitertragens“ berichten.

Ein Wort an Verwandte, Freunde, Angehörige medizinischer Berufsgruppen und Mitarbeiter professioneller Beratungsstellen

Für werdende Eltern, die erfahren, dass ihr ungeborenes Kind krank, behindert oder vielleicht gar nicht lebensfähig ist, bricht eine Welt zusammen.

Ein großes Geschenk in dieser emotionalen Ausnahmesituation sind Familien und Freunde, die für das Elternpaar da sind.
Ein großes Geschenk sind Fachleute, die dann nicht sofort den einen Ausweg parat haben, sondern bereit sind, mit den Betroffenen gemeinsam einen gangbaren Weg zu suchen. Menschen, die den Betroffenen helfen, eine selbstbestimmte Entscheidung zu finden und ihren ganz eigenen Weg auszuloten und zu gehen.

Sie informieren sich auf unserer Seite, vielleicht, weil Sie gerade eine solche Ausnahmesituation in Ihrem Umfeld erleben oder erlebt haben und sich fragen, wie Sie mit den Betroffenen umgehen und direkt helfen können.
Wir möchten Ihnen gerne von unseren Erfahrungen berichten und Ihnen Impulse mit auf den Weg geben, die Ihnen weiterhelfen können. Im öffentlichen Teil unseres Betroffenen-Forums haben hierzu wertvolle Hinweise für Sie zusammengestellt.
Sie finden diese HIER.